Die Strategie unseres Rotwildes in Obernberg
Das Obernbergtal ist auch die Heimat von Hirschen und Hirschkühen, dem so genannten Rotwild. Mit rund 200 Kilogramm Körpergewicht ist der Rothirsch Europas größtes Wirbeltier. Trotz dieser Ausmaße können sich Hirsche im Wald erstaunlich gut verstecken. Dort verbringt das Rotwild in kleineren Gruppen auch hauptsächlich den Winter. Es ernährt sich von Knospen, Zweigen, Trieben von Nadelbäumen, Flechten und Baumrinde. Diese Nahrung ist sehr karg und nährstoffarm. So kämpfen die stattlichen Hirsche im Winter genauso gegen Kälte und Nahrungsknappheit wie alle anderen, die den Winter nicht schlafend in ihren gemütlichen Höhlen überdauern. Sie haben aber erstaunliche körperliche Anpassungen entwickelt, um die schwierige Jahreszeit unbeschadet zu überstehen.
Zunächst einmal entwickeln sie ein dickeres Winterfell. Im Sommer fressen sie sich durch fettreiche Nahrung einen Fettvorrat an, von dem sie in der kalten Jahreszeit zehren können. Rothirsche machen einen „Verborgenen Winterschlaf“ – wie das die Forschung nennt. Sie senken ihren Energieumsatz im Winter etwa auf die Hälfte. Vor allem in kalten Winternächten fahren ihren Stoffwechsel und ihre Körpertemperatur herab. Am Morgen „erwachen“ die Tiere und nutzen die wärmenden Sonnenstrahlen, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen.
Dieses Verhalten hat man auch bei Steinböcken beobachtet. Sie verhalten sich in diesem Fall wie wechselwarme Reptilien, die, wenn sie ausgekühlt sind, auch externe Wärmequellen nutzen, um die Körpertemperatur und den Stoffwechsel im Schwung zu bringen.
Eine der aktuellsten Untersuchungsergebnisse betrifft die inneren Organe des Rotwildes. Zum Winter hin baut sich der ganze Organismus um, unter anderem verkleinern sich die Verdauungsorgane ganz wesentlich. Das spart Energie und die Tiere benötigen nicht so viel Nahrung. Wenn sie den Winter in Ruhe verbringen können, ist ihnen damit das Überleben weitgehend gesichert. Werden sie aber oft gestört, brauchen sie mehr Energie und fressen auch mehr. Dann flüchten sie in tiefere Waldbereiche und können dort enorme Schälschäden anrichten.
Wir, als Genießer und Nutzer der winterlichen Landschaft, können einige Empfehlungen beherzigen, um dem Wild seine dringend benötigte Ruhe zu sichern: Gekennzeichnete oder bekannte Wildeinstandsgebiete und Wildfütterungen sollten unbedingt umgangen werden. Während der Äsungszeiten, früh morgens und abends, sollte auf Touren verzichtet werden. So kann man naturverträglich den Winter genießen.