Das Birkhuhn am Alpenhauptkamm im Winter
Wenn der Winter das Obernbergtal wieder in eine stille Zauberwelt verwandelt, dauert es nicht lange bis sich viele Wintersportler einfinden, die die Natur genießen wollen. Für die Tiere in freier Wildbahn bedeutet die kalte Jahreszeit jedoch eine anstrengende kritische Phase, die bei kargem Nahrungsangebot und Kälte strenges Energiesparen verlangt. Daher wurde ein Projekt zur Tourenlenkung im Obernbergtal ins Leben gerufen, um auf naturverträgliche Touren hinzuweisen: ein Miteinander von erholungssuchendem Naturliebhaber und ruhebedürftigem Tier. Nach dem Aufstellen der Tafeln, stellte es sich bei zahlreichen Unterhaltungen mit den winterlichen Besuchern heraus, dass die meisten für die Natur-Tipps sehr dankbar waren, da sie selbst die Störung durch ihre Tour nicht einschätzen konnten. Viele haben sich also oft schon länger gefragt, ob sie vielleicht Tiere in ihrer Winterruhe aufschrecken würden.
Betroffen sind im Bereich der Waldgrenze etwa die Birkhühner. Im Winter leben sie in Schneehöhlen, wobei Sie sich in Kuhlen und Senken einfach einschneien lassen. In der Nähe schauen Erlen oder Latschen aus dem Schnee heraus, die das Huhn in den Morgen- und Abendstunden zur Nahrungsaufnahme aufsucht. Alles in allem eine sehr karge Kost, die kaum Energiereserven bringt. Vor dem Höhleneingang liegt fein säuberlich ein Kothaufen.
Birkhühner sind an das Leben im rauen Hochgebirge optimal angepasst. Gehören sie doch zur Gruppe der Raufußhühner, deren Beine als Schutz vor Kälte dicht mit Federn bewachsen sind. In ihrer Höhle können sie eine Temperatur erzeugen, die mit der Außentemperatur um bis zu 50 Grad Celsius differieren kann. Draußen eisige minus 20 Grad, drinnen bis zu kuschlige 30 Grad. Die kalten Nächte und besonders kalte Tage verbringen sie auch größtenteils in so einer Höhle und – sparen Energie. Nicht erstaunlich, dass eine Störung in der wohltemperierten Behausung das Leben des Huhns gehörig durcheinander bringt. Birkhühner fliegen nur ungern und nur wenn es gar nicht anders geht, lieber flüchten sie zu Fuß. So bleiben sie bis zuletzt in ihrer Deckung und flüchten nur im äußersten Notfall. Trifft man Birkhühner im Freien an, ist die Fluchtdistanz viel größer und sie fliegen schneller auf. Doch die Flucht fordert einen Tribut an den mühsam aufrecht erhaltenen Energiehaushalt. Bei häufigeren Störungen stirbt das Tier im schlimmsten Fall, im günstigsten Fall ist der Fortpflanzungserfolg im kommenden Frühjahr herab gesetzt. Ab April, wenn die Balzzeit beginnt, können häufige Störungen die Tiere ganz vertreiben.
Was also ist zu beachten, um das Birkhuhn im Winter zu schonen:
- Baumgrenze rasch passieren
- kleine Geländerücken mit Latschen und Erlengebüsch und benachbarten Pulverschnee großräumig umfahren
- Hänge mit solchen Strukturen nicht flächig befahren, sondern möglichst die Spur der Vorgänger benutzen – auch wenn´s weh tut
- keine Touren in den Morgen- und Abendstunden, auch nicht nachts
- sich über Balzplätze informieren und meiden